Lebensmittelsubventionen und -besteuerungen wirken | DEBInet Ernährungsblog
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle[2], Redaktion: Dr. Bertil Kluthe[3]
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 30. März 2017
Eine aktuelle Literaturzusammenschau zeigt: Durch Subventionierung gesunder Lebensmittel und Besteuerung von Fast Food und zuckerhaltigen Getränken lassen sich das Konsumverhalten und sogar der Body Mass Index (BMI) von Verbrauchern beeinflussen.
Für die meisten ist es intuitiv verständlich, dass der Lebensmittelpreis das Konsumverhalten beeinflusst. Bislang war allerdings nicht bekannt, in welchem Ausmaß Lebensmittelsubventionen und -besteuerungen das Einkaufsverhalten verändern, und ob Unterschiede zwischen verschiedenen Lebensmittelgruppen bestehen.
Unter Federführung der Assistenzprofessoren Ashkan Afshin und José L. Peñalvo von den Universitäten Washington und Boston hat ein Team von Wissenschaftlern die Ergebnisse bisheriger fortlaufender (prospektiver) Studien zur Wirkung von Lebensmittelsubventionen und -besteuerungen recherchiert und zusammengefasst. Ihre Ergebnisse wurden aktuell in der Fachzeitschrift PLOS ONE[5] publiziert. „Bislang wurde die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Besteuerung von Nahrungsmitteln überwiegend in Querschnittstudien nachgewiesen, die keine Rückschlüsse auf die Kausalität erlauben. Deshalb haben wir Studien evaluiert, in denen der Zusammenhang zwischen dem Lebensmittelpreis und der Ernährung über die Zeit untersucht wurde“, erklärt Afshin.
Von den ursprünglich 3.613 Literaturtreffern erfüllten 23 Interventionsstudien und sieben prospektive Kohortenstudien die Einschlusskriterien und wurden in die Analyse mit aufgenommen. Während elf Studien den Effekt einer Preiserhöhung (Besteuerung) für ungesunde Lebensmittels untersuchten, befasste sich die Mehrheit der Studien (19) mit der Wirkung geringerer Preise (Lebensmittelsubventionen) auf den Lebensmittelkonsum.
„Unsere Ergebnisse zeigen, wie sich eine zehn- bis fünfzigprozentige Veränderung der Lebensmittel- und Getränkepreise an der Kasse innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums auf das Einkaufsverhalten der Konsumenten auswirken könnte“, erläutert Afshin. Jeder Rückgang des Preises ernährungsphysiologisch wertvoller Lebensmittel um jeweils 10 Prozent führte zu einer 14-prozentigen Steigerung des Konsums von Obst und Gemüse und einer 16-prozentigen Steigerung des Konsums anderer günstiger Lebensmittel. Erfreulich außerdem: Jeder Rückgang des Preises für Obst und Gemüse um 10 Prozent war mit einem Rückgang des Body Mass Index (BMI, Körpermasseindex) um 0,04 Einheiten assoziiert. Dagegen hatten Lebensmittelvergünstigungen keine Auswirkungen auf den Konsum gesunder Getränke.
Anderseits führte jede Anhebung des Preises für zuckerhaltige Getränke und ungesundes Fast Food zu einem verringerten Konsum von jeweils sieben beziehungsweise drei Prozent. Dies resultierte ebenfalls in einem tendenziell geringeren BMI, das Ergebnis war jedoch nicht statistisch signifikant.
„Das globale Nahrungsmittelsystem verursacht einen erschütternden Tribut für die menschliche Gesundheit. Und das ist sehr kostspielig, sowohl in Bezug auf die tatsächlichen Gesundheitsausgaben als auch auf die verlorene Produktivität“, unterstreicht der Letztautor der Studie Prof. Dariush Mozaffarian, Dekan der Friedman School für Ernährungswissenschaften und Politik. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Subventionen und Steuern ein hochwirksames Instrument zur Normalisierung des Preises von Lebensmitteln in Richtung ihrer wahren gesellschaftlichen Kosten sind. Dies wird nicht nur Krankheiten verhindern, sondern auch Schwindel erregende Kosten im Gesundheitswesen reduzieren, die eine enorme Belastung für private Unternehmen und staatliche Budgets darstellen.“
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle[6] am 30. März 2017 um 06:06
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