Ernährung: Krabbenbrötchen sind so teuer wie nie
Nordseekrabben sind derzeit so teuer wie nie. Für ein Brötchen damit müssen Verbraucher im Norden tief in die Tasche greifen. Dennoch scheint der Appetit ungebrochen.
Die Fischbude „Brücke 10“ an den St. Pauli Landungsbrücken in Hamburg[1] hat den Ruf, die besten Fischbrötchen der Stadt anzubieten. In Gastro-Tipps werden vor allem die Krabbenbrötchen gelobt. Für die müssen Kunden im Moment tief in die Taschen greifen: 11,50 Euro kostet der Snack.
Auf ihrer Homepage entschuldigen sich die Imbissbetreiber: „Sorry!“ steht in Klammern hinter dem Preis. An anderer Stelle heißt es: „Wir wollen Euch nicht beschubsen.“ Für eine korrekte Kalkulation sei der Preis eigentlich immer noch zu knapp bemessen.
Die Krabbenpreise explodieren, und das schon seit längerem. „Gerade letzte Woche ist der Einkaufspreis wieder gestiegen“, sagt Frederick Fiedler, Geschäftsführer des gleichnamigen Bremerhavener Fischunternehmens. „So ein Preisniveau habe ich noch nicht erlebt“, betont Philipp Oberdörfer, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer in Cuxhaven.
Grund sind die geringen Fänge. Schon im vergangenen Jahr hatten die Krabbenfischer an der Nordsee einen Negativ-Rekord vermeldet: Im Vergleich zu den 11 000 Tonnen vom Vorjahr hatte sich die Ausbeute 2016 fast halbiert. Zurzeit sieht es nicht besser aus. Selbst 1990, das als letztes Krisenjahr gilt, waren die Zahlen nicht so schlecht wie jetzt.
Schuld daran ist den Krabbenfischern zufolge vor allem der Wittling: Die dorschartigen Fische, die sich massenhaft vermehrt haben, fressen die kleinen Nordseegarnelen weg, bevor sie groß genug für die Netze der Kutter sind. Das hat Folgen für Markt und Verbraucher. Als es 2011 Krabben im Überfluss gab, war der Erzeugerpreis auf bis zu 1,30 Euro für ein Kilogramm ungeschälte Schalentiere gefallen.
2015 waren es im Durchschnitt wieder mehr als 3,60 Euro für ein Kilo, 2016 schon mehr als acht Euro. In der vergangenen Woche kletterte der Erzeugerpreis schließlich auf 13 Euro. „Die Fischer schaffen es mit den derzeitigen Preisen gut, trotz der geringen Fänge über die Runden zu kommen“, so Oberdörfer. Dennoch sei die Situation auch für sie unbefriedigend, wenn sie - überspitzt formuliert - auf dem Kutter „jede Krabbe einzeln nach unten in den Kühlraum bringen können“.
Im bei Touristen beliebten Fischgeschäft der Butjadinger Fischereigenossenschaft im Nordseebad Fedderwardersiel heißt es nun öfter mal „ausverkauft“. „Es kommt ja nichts ran“, sagt Mitarbeiterin Cornelia Reunitz. Das Krabbenbrötchen kostet bei ihr inzwischen 7,50 Euro. „4,50 oder 5 Euro sind eigentlich normal. So einen hohen Preis hatten wir noch nie.“ Genügend Käufer gebe es dennoch. „Die Urlauber, die zu uns kommen, sagen: Das gönne ich mir.“ 100 Gramm Fleisch gehöre auf das Brötchen, daran werde auch derzeit nicht gespart.
Beim Meeresdelikatessen-Geschäft „Fiedler“ im Ausflugsziel „Schaufenster Fischereihafen“ in Bremerhaven kostet ein Krabbenbrötchen gerade mit sechs Euro zwar weniger als in Fedderwardersiel - allerdings kommen auch nur 50 Gramm Fleisch drauf. Trotzdem ist die Nachfrage ungebremst: „Es ist immer noch unser meistverkauftes Fischbrötchen“, sagt Geschäftsführer Frederick Fiedler. Auch an den Hamburger Landungsbrücken wird der teure Snack weiterhin verlangt. Zwar stiegen manche Kunden auf andere Fischbrötchen um. „Leute, die die Krabbe wirklich mögen, nehmen den Preis aber in Kauf“, sagt eine „Brücke 10“-Mitarbeiterin.
Die Fischer hoffen derweil, dass die Fangmenge im Spätsommer wieder steigt. „Zweidrittel der Jahresmenge wird im zweiten Halbjahr gefangen“, erklärt Oberdörfer. Wenn die nächste Krabbengeneration herangewachsen ist, könnten auch die Preise wieder sinken. Der Bestand unterliege natürlichen Schwankungen, vorhersehbar seien diese nicht. „Das ist auch für uns eine Blackbox“, sagt der Experte.
Quelle:
www.focus.deFußnoten:
- ^ Mehr zu Hamburg (www.focus.de)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen