Ernährung: „Soja des Nordens“: Lupinen liefern hochwertiges Eiweiß
Startet die Süßlupine durch? Lupinensamen und die daraus hergestellten Produkte haben das Zeug dazu, vielfältig in der Küche eingesetzt zu werden. Ganze Samen dienen als Fleischersatz. Sie können aber auch zu Milch, Joghurt und Desserts verarbeitet werden.
Superfood, Protein-Giganten und Allrounder in der Küche[1]: Überall wird das Loblied auf die Blaue Süßlupine gesungen. Die Lupine, in manchen Regionen auch Wolfbohne oder Feigbohne genannt, scheint sich einen prominenten Platz in der Familie der Hülsenfrüchte zu erobern.
„Die Samen der Süßlupine sind wahre Nährstoffwunder“, sagt Martina Kittler, Autorin eines Kochbuchs mit Rezepten rund um Lupinen - damit sind allerdings nicht die Zierpflanzen aus dem Garten gemeint. Zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden die Samen der Blauen Süßlupine. Die Züchtung gibt es schon seit den 1920er Jahren. „Die Lupine ist eine heimische Pflanze. Deutschland ist in Europa die Nummer eins beim Lupinenanbau“, sagt Kittler. Besonders gut gedeihen die anspruchslosen Pflanzen auf den sandigen Böden Mecklenburg-Vorpommerns.
„Lupinensamen enthalten viel hochwertiges pflanzliches Eiweiß, wenig, aber hochwertiges Fett und kaum Kohlenhydrate“, schwärmt Kittler. Christina Holzapfel vom Institut für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar in München[2] bestätigt: Die Lupine ist sehr ballaststoffreich. Eine ballaststoffreiche Kost wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel aus, sie senkt unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
„Vor allem Vegetarier und Veganer setzen auf die Eiweißlieferanten“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Holzapfel von der Technischen Universität München. Wer der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) folgen und täglich pro Kilogramm Körpergewicht 0,8 Gramm Eiweiß zu sich nehmen will, muss sich ganz schön anstrengen. „Lupinenprodukte eignen sich da hervorragend“, sagt Kochbuchautorin Kittler.
Sie schwört auf Lupinenfilet, das sie während einer Diät als Fleischersatz entdeckt hat. „Vorher kannte ich nur Tofu[3], der zumindest mich nicht immer geschmacklich überzeugt“, erklärt sie. Zudem werde der Tofu aus Sojabohnen hergestellt, die teilweise rund um die halbe Welt ihren Weg nach Europa[4] finden, was Kittler für eine ökologische Belastung hält. Sie suchte eine nachhaltigere Variante und fand sie im „Soja des Nordens“, dem Lupinensamen.
Wer Lupinen in der Küche einsetzen will, muss allerdings ein bisschen vorplanen, denn die Hülsenfrüchte müssen vor dem Kochen mindestens zwölf Stunden eingeweicht werden, damit der Kochvorgang nicht ewig dauert. Martina Kittler empfiehlt, die Lupinensamen als Zutat für die schnelle Küche auf Vorrat zu kochen und portionsweise einzufrieren.
Andere Produkte wie Lupinen-Mehl, -Schrot oder -Crunch sind in Bioläden, Reformhäusern oder Internet-Shops erhältlich. Das Unternehmen Pro Lupin aus Mecklenburg-Vorpommern etwa hat sich auf Lebensmittelzutaten aus der Blauen Süßlupine spezialisiert. „Unser Sortiment umfasst verschiedenste Sorten Joghurt-Alternativen, Desserts, Aufstriche als vegane[5] Alternative zu Frischkäse, Drinks als Milch-Ersatz, Salatmayonnaise, Nudeln und Eis“, sagt Geschäftsführer Malte Stampe.
Obwohl das Angebot an Lupinenprodukten steigt, nimmt die Lupine in der heutigen Ernährung noch keine zentrale Rolle ein, sagt Holzapfel. Sie selbst hat das Lupineneis schon probiert und findet, es kommt dem Speiseeis „sehr nahe“. Ihre Empfehlung: „Einfach mal ausprobieren und sich selber eine Meinung bilden.“
Literatur:
Barbara Klein, Martina Kittler: Lupine, Gu, 128 Seiten, 14,99 Euro, ISBN-13: 9783833859403
Quelle:
www.focus.deFußnoten:
- ^ Mehr zu der Küche (www.focus.de)
- ^ Mehr zu München (www.focus.de)
- ^ Mehr zu Tofu (www.focus.de)
- ^ Mehr zu nach Europa (www.focus.de)
- ^ Mehr zu vegane (www.focus.de)
- ^ Mehr zu Diabetes (www.focus.de)
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