Julia Himmelsbach spricht über ihre Erfahrung dem Trend zur veganen Ernährung
GROSS-GERAU - „Vegan leben – Trend oder ethische Grundsatzentscheidung?“ Diese Frage stand im Zentrum eines Vortrags in der katholische Pfarrgemeinde St. Walburga bei der Erwachsenenbildung. Der Einladung gefolgt waren rund ein Dutzend interessierte Personen, niemand davon bislang Vegetarier, einer lebt jedoch vegan.
Referentin Julia Himmelsbach machte deutlich, dass es derzeit einen wachsenden Trend zur vegetarischen und veganen Ernährung gibt. Sie selbst lebt seit zehn Jahren vegetarisch und seit 14 Monaten vegan. Motivation für die engagierte junge Frau ist, wie für alle Veganer, in erster Linie der Schutz von Tierrechten.
Beklagenswerte Zustände in den Schlachthöfen
Sie machte anhand eindrucksvoller Zahlen deutlich, wie miserabel es in unserer Wohlstandsgesellschaft um das Wohl der Tiere bestellt ist. Da es allein um den Profit gehe, würden elementare Bedürfnisse von Nutztieren komplett ignoriert. Sie würden in qualvolle Haltungsbedingungen gezwungen. Angefangen von Masttieren in Massenhaltung, denen weder Auslauf noch ausreichend Zeit für natürliches Wachstum zugebilligt wird, über fragwürdige Gabe von Antibiotika bis hin zum Schreddern lebender Küken. Dazu gehören auch die Fischzucht in Aquakulturen und äußerst beklagenswerte Zustände in Schlachthöfen.
All dies sei Folge ausufernden Konsums, wobei ethische Grundsätze offensichtlich keine Rolle spielten. Jedem Tierfreund müsse es die Tränen der Wut und Verzweiflung in die Augen treiben, wenn er sich das durch Menschen verursachte Leid der Tiere vorstellt. Als Gipfel der Ausbeutung formulierte Julia Himmelbach die Tatsache, dass Kälbern die Milch der Mutterkühe entzogen wird, um sie an Menschen zu „verfüttern“.
Orientierung für Verbraucher oft schwierig
Veganer lehnen die Ausbeutung und Zurschaustellung von Tieren grundsätzlich ab. Dies betrifft auch Zoos oder die Züchtung von Haustieren. Über die Ernährung hinaus bedeutet es Verzicht auf Wolle, Leder, Pelz, Daunen und von Produkten mit tierischen Inhaltsstoffen, beispielsweise bei Kosmetika.
Es sei nicht immer leicht, sich als Verbraucher kundig zu machen, jedoch lohne es sich, da der Trend zum verantwortungsvollen Umgang mit Lebewesen und Umwelt immer weitere Kreise zieht. So findet sich mittlerweile in fast jedem Supermarkt eine vegane Produktpalette für bewusste Ernährung.
Auch Mangelerscheinungen seien bei rein veganer Ernährung nicht zu befürchten. Vitamin B12, das als einziges nicht pflanzlich aufgenommen werden kann, wird als Zusatz in Zahnpasta wirksam. Vegane Ernährung kann auch zur Linderung oder Heilung chronischer Krankheiten beitragen, wie ein Zuhörer in seinem Wortbeitrag schilderte. Da der Trend auf dem Markt erkannt wird, gibt es mittlerweile immer mehr vegane Kochbücher, Restaurants, Mode und Kosmetik.
Der Verbraucher hat es letztendlich in der Hand, inwieweit er sich mitschuldig macht am Leid der Tiere oder ob er bewusst handelt und hin und wieder auf ein Stück Fleisch verzichtet. „Hätten unsere Schlachthäuser gläserne Wände, so würde niemand mehr Fleisch essen wollen“, sagte Julia Himmelsbach.
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