Lebenserwartung steigt: So alt könnten unsere Nachkommen werden - Medizin & Ernährung

© dpa Im Rennen um die längste Lebenserwartung liegt Deutschland nicht ganz vorne.

Die Lebenserwartung von Kindern in Industrienationen, die im Jahr 2030 zur Welt kommen, könnte einer Studie zufolge auf über 90 Jahre steigen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Vasilis Kontis vom Imperial College London nach der Analyse von Daten aus 35 Ländern, darunter Deutschland. Die Studie in der Fachzeitschrift „The Lancet“ zeigt auch, dass die Kluft zwischen Männern und Frauen in der Lebenserwartung voraussichtlich schrumpfen wird.

Die Forscher errechneten mithilfe eines statistischen Modells und anhand der Geburts- und Sterbedaten der Weltgesundheitsorganisation[1] (WHO) die Lebenserwartung in den 35 Industriestaaten für den Geburtsjahrgang 2030. Eine Lebenserwartung von über 90 Jahren werden demnach südkoreanische Frauen im Jahr 2030 mit einer Wahrscheinlichkeit von 57 Prozent erreichen. Das halten die Autoren deswegen für erstaunlich, da manche Experten noch um die Jahrhundertwende angenommen hatten, das Erreichen der 90-Jahre-Grenze sei schlicht unmöglich.

Damit ist Südkorea nicht nur Spitzenreiter, sondern verzeichnet auch den größten Sprung bei der Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung. Fast so alt wie die Südkoreanerinnen werden der Studie zufolge Frauen aus Frankreich, Spanien und Japan. Bei Männern verlängere sich die durchschnittliche Lebenserwartung auf bis zu 84 Jahre, auch hier haben demnach Südkoreaner die besten Aussichten. Männern aus Australien und der Schweizer liegen knapp dahinter.

Lebenserwartung in Deutschland steigt

Auch in Deutschland werden die Menschen weiterhin älter. Bis 2030 wird die Lebenserwartung von Frauen hierzulande der Studie zufolge auf fast 86 Jahre steigen. Aktuell liegt sie bei rund 83. Deutsche Männer werden im Jahr 2030 eine Lebenserwartung von 82 Jahren haben. Aktuell sind es 78 Jahre.

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Die Daten zeigen außerdem, dass auch generell der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Frauen und Männern schrumpft. Dass Frauen derzeit in den untersuchten Ländern älter werden als Männer, liegt hauptsächlich daran, dass Männer dort öfter tödliche Verletzungen erleiden und häufiger Verhaltensweisen wie etwa Rauchen zeigen, die ihr Risiko für Krankheiten wie Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

„Unsere Prognosen zu höherer Lebenserwartung belegen die Erfolge im Gesundheitswesen“, wird Studienleiter Majid Ezzati in einer „Lancet“-Mitteilung zitiert. „Aber es ist wichtig, dass die Politik die zunehmende ältere Bevölkerung unterstützt.“

Gründe für unterschiedliche Entwicklung

Südkorea macht laut der „Lancet“-Studie mit einem Anstieg von 6,6 Jahren bei den Frauen und sieben Jahren bei den Männern bis 2030 den größten Sprung. Auch in anderen Länder wie Slowenien (plus 4,7 Jahre bei Frauen und plus 6,4 Jahre bei Männern) steigt im selben Zeitraum die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich.

In den Vereinigten Staaten hingegen, die unter den Industrieländern bei der Lebenserwartung vergleichsweise schlecht abschneiden, ist bis 2030 (83 Jahre bei Frauen und knapp 80 Jahre bei Männern) keine wesentliche Verbesserung zu erwarten.

Als Gründe für die Lage dort und in und anderen vergleichbaren Ländern nennen die Experten unter anderem große gesellschaftliche Ungleichheiten, das Fehlen eines allgemeinen öffentlichen Gesundheitssystems, eine relativ hohe Mütter- und Kindersterblichkeit in manchen Ländern sowie hohe Mordraten und verbreitetes Übergewicht vor allem bei Kindern.

Südkorea hingegen mache große Anstrengungen beim Ausbau des Gesundheitswesens und bei einer ausgewogenen Ernährung für Kinder und Jugendliche. In dem asiatischen Land gebe es zudem weniger übergewichtige Menschen und weniger rauchende Frauen.

Aktuelle Spitzenreiter

Nach im vergangenen Jahr veröffentlichten Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO[2]) hatten 2015 geborene Frauen in Japan (86,8, Jahre), Singapur (86,1 Jahre) und Spanien (85,5 Jahre) die längste Lebenserwartung.

Die Aussichten für Männer lagen in der Schweiz bei 81,3 Jahren, in Island bei 81,2 Jahren und in Australien bei 80,9 Jahren.

Quelle:

www.faz.net

Fußnoten:

  1. ^ Weltgesundheitsorganisation (www.faz.net)
  2. ^ WHO (www.faz.net)

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