DGE: 10 Regeln für eine gesunde (vollwertige) Ernährung aktualisiert | DEBInet Ernährungsblog

Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle[2], Redaktion: Dr. Bertil Kluthe[3]
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 26. September 2017

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre „10 Regeln“ an den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand angepasst. In diesem Zuge wurden einige Empfehlungen komplett gestrichen. Außerdem erfolgten sprachliche Überarbeitungen und Konkretisierungen.

Vor über 60 Jahren hat die DGE erstmals ihre 10 Regeln für eine ausgewogene, genussvolle Ernährung im Alltag formuliert. Diese Regeln fassen, so die DGE, „praktische Empfehlungen für eine optimale Lebensmittelauswahl zusammen und geben den Verbrauchern einfache Verhaltensregeln an die Hand.“ Zugleich lassen die Empfehlungen individuellen Spielraum und sollten nicht als starre Ge- und Verbote missverstanden werden. Nachdem die fehlende Aktualität der bisherigen Version der „10 Regeln“ immer wieder von Experten im Ernährungsbereich bemängelt wurde, hat die DGE ihre Empfehlungen nun an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst, sprachlich überarbeitet und teilweise konkretisiert. Im Folgenden berichten wir über Veränderungen. Die vollständigen Empfehlungen[5] sowie entsprechende, kostengünstige Infoblätter[6] sind auf der Internetseite der DGE erhältlich.

Eine „vielseitige“ Ernährungsweise (Regel 1) wurde bereits in der vorherigen Fassung der „10 Regeln“ empfohlen. In der neuen Version wird zudem geraten, überwiegend pflanzliche Lebensmittel zu essen. An der Obst- und Gemüseregel „nimm 5 am Tag“ (Regel 2) wurde bislang kritisiert, dass die Anzahl von Obst- und Gemüseportionen nicht genau festgelegt sei. Aufgrund des hohen Fruchtzuckergehalts mancher Obstsorten könne ein reichlicher Obstkonsum dick machen, so die Kritiker. In den aktualisierten Empfehlungen nennt die DGE nun konkret zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse pro Tag. Neu ist außerdem die Ergänzung, dass auch Hülsenfrüchte und (ungesalzene) Nüsse mit zu den Portionen zählen.

Besonders häufig in der Kritik war die dritte Regel. Ein „reichlicher“ Verzehr von Getreideprodukten und Kartoffeln und die damit verbundene hohe Kohlenhydrataufnahme könnten das Abnehmen erschweren und schlimmstenfalls sogar die Entwicklung von Typ-2-Diabetes begünstigen. Daher rät die DGE nun nur noch, „bei Getreideprodukten die Vollkornvariante zu wählen“ und dadurch von der sättigenden Wirkung der Ballaststoffe und dem erhöhten Nährstoffgehalt von Vollkorngetreide(-produkten) zu profitieren. Tierische Lebensmittel sollten weiterhin in Maßen verzehrt werden, oder, wie die DGE neuerdings schreibt, „die Lebensmittelauswahl ergänzen“. Neu an der Empfehlung zum Verzehr tierischer Lebensmittel (Regel 4) sind konkrete Mengenangaben für den Fleischverzehr (maximal 300 bis 600 Gramm pro Woche) sowie der Wegfall der Empfehlung, Eier nur in Maßen zu verzehren. Letzteres dürfte auf neuere Studienergebnisse zurückzuführen sein, wonach das mit der Nahrung aufgenommene Cholesterin sich bei den meisten Menschen kaum auf den Blut-Cholesterinspiegel auswirkt.

In puncto Fettverzehr wurde Regel 5, „wenig Fett und fettreiche Lebensmittel“ zu verzehren, durch die Empfehlung „gesundheitsfördernde Fette nutzen“ ersetzt. Der Satz „zu viele gesättigte Fettsäuren erhöhen das Risiko für Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ wurde gestrichen, da dies von der genauen Zusammensetzung des Lebensmittels abhängt. Vorteilhaft sind nach wie vor pflanzliche Öle wie Rapsöl und daraus hergestellte Streichfette. Die Warnung vor unsichtbaren „versteckten Fetten“ bleibt bestehen. An der Empfehlung „Zucker und Salz einsparen“ (Regel 6) hat sich kaum etwas geändert. Die DGE weist nun auch auf die Risiken eines hohen Zucker- und Salzkonsums hin und nennt einen Maximalwert für die tägliche Salzaufnahme (6 Gramm).

Weiterhin wird empfohlen, „am besten Wasser zu trinken“ (Regel 7), ergänzt um den Hinweis, dass der Konsum zuckerhaltiger Getränke die Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes fördern kann. Auch die achte Regel, Lebensmittel schonend zuzubereiten, wurde weitgehend beibehalten (wobei das Wort „schmackhaft“ in der Überschrift gestrichen wurde). Neu aufgenommen wurde bei dieser Regel die Empfehlung, beim Braten, Grillen und Frittieren darauf zu achten, dass nichts anbrennt.

Das Modewort „achtsam“ ist nun auch in den DGE-Regeln zu finden. Statt Regel 9 „Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr Essen“, empfiehlt die DGE jetzt „achtsam zu essen und genießen“. Inhaltlich hat sich hier nichts Wesentliches geändert. In der zehnten Regel, „auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben“, wird nach wie vor auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Bewegung im Alltag eingegangen. Statt bislang 30 Minuten Bewegung werden nun 30 bis 60 Minuten moderate körperliche Aktivität empfohlen.

verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle[7] am 26. September 2017 um 06:08

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  3. ^ Dr. Bertil Kluthe (www.ernaehrung.de)
  4. ^ Creative Commons license 2.0 (flic.kr)
  5. ^ vollständigen Empfehlungen (www.dge.de)
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