Keltenwelt zeigt Sonderausstellung über Ernährung der Kelten

GLAUBERG - (ten). "Mahlzeit" - der Titel der aktuellen Sonderausstellung über die Ernährung der Kelten sei pures Marketing, scherzte der Museumspädagoge Thomas Lessig-Weller bei der Eröffnung am Donnerstagabend in der Keltenwelt am Glauberg. Schließlich werde dieses Wort und damit der Titel der Ausstellung jeden Mittag unzählige Male gerufen. Tatsächlich versucht die Keltenwelt mit einem neuen Ausstellungskonzept, die Besucher noch direkter und weniger museal anzusprechen.

So müssen sich die Architekten der Keltenwelt am Glauberg das Konzept des Gebäudes wohl gedacht haben. Weit schweift der Blick in der milden Abendsonne über den rekonstruierten Grabhügel mit der Grabenanlage, gelbe Rapsfelder bis zur Hardeck und den Windrädern am Horizont. Damit schlagen Museum und Panoramafenster zugleich eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Von einem Fernrohr in die Vergangenheit wurde damals gesprochen.

Diese Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit möchte auch die neue Sonderausstellung in der Keltenwelt herstellen. "Kochen ist Event", erklärt die Leiterin des Museums Dr. Vera Rupp in ihrer Eröffnungsansprache. Doch die Ausstellung will nicht nur einen aktuellen Trend nutzen, um neue Besuchergruppen für die Keltenwelt zu gewinnen.

Grundlage der Ausstellung sind die Forschungsergebnisse der letzten Jahre, die in einer neuen Publikation vorliegen. Bei den archäobotanischen Untersuchungen der Funde konnten Hinweise auf Nahrungsmittel der Kelten gewonnen werden. Diese werden durch Funde aus der keltischen Saline in Bad Nauheim ergänzt.

Rupp betont den außergewöhnlich guten Erhaltungszustand der Funde, darunter allein mehr als 3000 Holzfunde, sie dankte ausdrücklich allen Leihgebern, die die Ausstellung ermöglicht haben.

Erstmals ist die Ausstellung nicht ein in sich geschlossener Bereich, sondern wird mit der Dauerausstellung thematisch verwoben. So wird bei den beiden Bronzekannen aus den Gräbern über die Metherstellung und mediterrane Trinksitten, die in der keltischen Oberschicht in Mode kamen, informiert. Zugleich erfährt der Besucher, was die Forschung aus den mehr als 2000 Jahre alten Pollen herausliest, die in den Kannen und bei Grabungen gefunden wurden.

An der Veränderung des Pflanzenbestandes lassen sich die ökologischen Auswirkungen der keltischen Viehhaltung nachvollziehen. Es lasse sich sogar errechnen, dass die Region um den Glauberg bis zu 15000 Menschen eine Lebensgrundlage geboten habe, erläutert Lessig-Weller. Das sei eine Besiedlungsdichte wie in Nordhessen.

Mit den Funden aus der Saline in Bad Nauheim und vom Glauberg lassen sich aber auch die starken sozialen Unterschiede der keltischen Gesellschaft nachweisen. "Man konnte nachweisen, dass der Keltenfürst fast ausschließlich Fleischesser war", stellt der Museumspädagoge fest. Damit entspricht er dem Bild, dass Asterix-Leser von den Kelten haben, wenn auch am Glauberg wenig Wildschwein gegessen wurde. Für niedere Schichten sei dagegen aber Hirse das Hauptnahrungsmittel gewesen.

Im Ausstellungsteil für Kinder, der aber auch Erwachsenen anempfohlen ist, zeigt er hinter einem Türchen eine Schale mit Getreide, deren Nährwert 1800 Kilokalorien entspricht. Damit schlägt der Pädagoge die Brücke in die Gegenwart. Dies sei nach den Angaben der Welternährungsorganisation das Minimum an Nahrung, das ein Mensch brauche, um satt zu werden. 750 Millionen Menschen weltweit müssten hungern, betont Lessig-Weller. "Ich glaube, dass viele Fragen und Anregungen für die Zukunft aus der Archäologie kommen können."

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