Maschinen zur Wiederbelebung bei Herzstillstand

© Picture-Alliance Tritt der Notfall außerhalb der Klinik ein, überlebt nur einer von dreißig Patienten. Und selbst im Krankenhaus nur jeder fünfte.

Vor knapp drei Monaten war dieser Mann noch tot. Siebzig Minuten lang. Inzwischen steht Ralf Mundgens (Name geändert) zwar immer noch ein wenig wackelig auf den Beinen, aber er lebt, lächelt und erzählt so eindringlich von diesem Wunder, als könne er es selbst noch nicht glauben.

Eigentlich hatte sich der Fünfundvierzig-Jährige im Oktober nur ein wenig unwohl gefühlt. Ein Infekt, dachte er und ging zum Hausarzt. Kaum in der Praxis angekommen verdrehte Mundgens die Augen und kippte um. Der Rest wurde ihm erzählt, als er acht Tage später, angeschlossen an 21 Beatmungs-, Infusions- und Messgeräte, auf der Intensivstation wieder aufwachte. Eine halbe Stunde lang hatten die Helfer versucht, sein Herz wieder in Gang zu bringen – vergeblich. Die meisten Retter geben spätestens zu diesem Zeitpunkt auf. Der herbeigerufene Notarzt entschied sich nach kurzer Diskussion trotzdem dafür, den Patienten noch ins Krankenhaus zu bringen. Und das war sein Glück. Denn es handelte sich um die Universitätsklinik Freiburg.

Von einem Hirnschaden keine Spur

Dort verfügt man über ein sogenanntes kontrolliertes integriertes Reanimationsgerät, kurz CIRD genannt. Sechs Patienten sind damit in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich behandelt worden. Ralf Mundgens war einer von ihnen. Einer, bei dem sein behandelnder Arzt, Georg Trummer, noch im Nachhinein ungläubig den Kopf schüttelt. „Sein Blut war fast schwarz“, erinnert er sich, denn nach mehr als einer Stunde Herzdruckmassage schwamm kaum noch Sauerstoff darin. „So einen Zustand haben bisher selbst unsere Versuchstiere nicht überlebt.“ Zumindest nicht ohne schwerere Hirnschäden. Das Nervensystem reagiert am empfindlichsten, wenn der Blut- und Sauerstoffnachschub ausbleibt. Trotzdem sitzt Mundgens heute lässig mit Jeans und Dreitagebart im Café und genießt die Rekonvaleszenzzeit. Natürlich hat die Behandlung ihre Narben hinterlassen: Links wird das Bein noch durch eine Plastikschiene gestützt, beim Anschluss an die Maschine war seine Blutversorgung abgeklemmt und die Muskulatur geschädigt worden. Rechts im Arm steckt ein Blutgerinnsel. Aber von einem Hirnschaden keine Spur. In zweieinhalb Monaten will er wieder arbeiten gehen.

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Ein Reanimationsgerät, wie es an der Universitätsklinik Freiburg zum Einsatz kommt. In sechs Fällen mit Erfolg.

46106857 © © ResuSciTec GmbH Vergrößern Ein Reanimationsgerät, wie es an der Universitätsklinik Freiburg zum Einsatz kommt. In sechs Fällen mit Erfolg.

Wie miserabel seine Chancen waren, zeigt ein Blick auf die Statistik: Nur jeder dreißigste Patient, der außerhalb des Krankenhauses einen Herzstillstand erleidet, kann wieder ins Leben zurückgeholt werden. Selbst in der Klinik ist die Erfolgsquote nicht gerade berauschend: Hier verläuft auch nur jede fünfte Wiederbelebung erfolgreich. Von den Geretteten trägt wiederum jeder Zweite einen mehr oder weniger schweren Hirnschaden davon. Dass sich an dieser traurigen Bilanz etwas ändern muss, darin sind sich die Mediziner einig. Immer mehr setzen dabei wie im Freiburger Klinikum auf moderne Technik. Wenn das Herz nicht mehr selbst das Blut durch den Kreislauf pumpen kann und die Lunge außerstande ist, für genug Sauerstoff zu sorgen, sollen Maschinen das übernehmen.

Lebensrettende Maschinen

Was in der Chirurgie bereits seit Jahrzehnten komplizierte Herzoperationen ermöglicht, probierten texanische Ärzte 1976 erstmals auch an Notfallpatienten aus. Sie saugten in unmittelbarer Nähe des stehengebliebenen Herzens das sauerstoffarme Blut mit einem Katheter aus der Vene ab, um es, frisch mit Sauerstoff angereichert, direkt hinter dem Organ zurück in die Arterie und durch den Körper zu pumpen. Der Versuch war erfolgreich, ein Großteil ihrer Patienten konnte durch diese VA-ECMO-Technik (veno-arterielle extrakorporale Membranoxygenierung) gerettet werden.

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Quelle:

www.faz.net

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