Regelmäßiges Frühstücken – eine Herzensangelegenheit | DEBInet Ernährungsblog

Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle[2], Redaktion: Dr. Bertil Kluthe[3]
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 25. April 2017

Wer morgens frühstückt, gleichmäßig über den Tag verteilt isst und in der Nacht auf Snacks verzichtet, beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Übersichtsarbeit der Amerikanischen Herz-Gesellschaft (AHA).

Morgens wie ein Kaiser, … : Die alte Volksweisheit dürfte zwar vielen bekannt sein, wird aber kaum noch befolgt. In der Hektik des Alltags bleibt allenfalls Zeit für ein schnelles Frühstück auf der Hand und auch sonst kann man häufig unter der Woche kaum noch von geregelten Mahlzeiten, sondern eher von Snacks zwischendurch sprechen. Ein solches Ernährungsverhalten wirkt sich allerdings nicht nur negativ auf das Körpergewicht aus, sondern kann auch die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Zu diesem Ergebnis kommen die Ernährungsmedizinerin Dr. Marie-Pierre St-Onge von der Columbia-Universität (New York) und ihre Kollegen, nachdem sie verschiedene wissenschaftliche Datenbanken nach Fachartikeln über den Zusammenhang zwischen Ernährungsmustern und Herzgesundheit durchforstet haben.

Menschen mit Übergewicht und insbesondere Adipositas haben häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen als normalgewichtige Menschen. Die Wissenschaftler um Dr. St-Onge berichteten über mehrere vorausschauende (prospektive) Studien, denen zufolge ein regelmäßiges Frühstück über mehrere Jahre mit einer geringeren Gewichtszunahme oder sogar einer Gewichtsabnahme einherging.

Der direkze Zusammenhang zwischen dem Verzicht aufs Frühstück und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde bislang dagegen kaum untersucht. Hierzu fanden die Wissenschaftler lediglich zwei prospektive Studien. In der einen Studie hatten Menschen, die nicht regelmäßig frühstückten, ein 27 Prozent höheres Risiko für nicht tödliche Herzinfarkte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Todesfolge. In der anderen Studie war das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung allgemein, einen Schlaganfall und insbesondere einen hämorrhagischen (durch eine Blutung bedingten) Schlaganfall unter den Menschen, die regelmäßig auf ihr Frühstück verzichteten, um 14 bis 36 Prozent erhöht. Dr. St-Onge und ihre Kollegen vermuten, dass regelmäßiges Frühstücken zu einem gesünderen Lebensstil beiträgt und sich dadurch das kardiovaskuläre Risikoprofil verbessert.

Auch die Bedeutung der Mahlzeitenhäufigkeit bei der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen wurde bislang kaum untersucht. In der einzigen prospektiven Studie, die die Wissenschaftler um Dr. St-Onge ausfindig machen konnten, hatten Männer, die dreimal täglich aßen, am seltensten eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Im Vergleich dazu war das Risiko der Männer, die lediglich ein- bis zweimal täglich aßen, um 10 Prozent erhöht. Gaben die Männer an, vier- bis fünfmal täglich zu essen, war das Risiko um 5 Prozent erhöht und bei mindestens sechs Mahlzeiten pro Tag sogar um 26 Prozent. Der Vergleich mit der Kontrollgruppe war allerdings in keinem Fall statistisch signifikant.

Weitere, vergleichsweise kleine Interventionsstudien deuten darauf hin, dass auch die Tageszeiten und der Zeitraum, über den Mahlzeiten eingenommen werden, Einfluss auf das Körpergewicht und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Beispielsweise nahmen Männer, die zwei Wochen lang zwischen 19 Uhr und 6 Uhr nichts essen durften, stärker ab als die Vergleichsgruppe ohne diese Einschränkung. In einer anderen Studie konnte gezeigt werden, dass eine Begrenzung der Nahrungsaufnahme auf 12 Stunden innerhalb von 16 Wochen zu einem deutlichen Gewichtsverlust der Probanden führte.

Aufgrund der insgesamt eher geringen Anzahl an qualitativ hochwertigen Studien in diesem Themengebiet sollten die aktuellen Ergebnisse eher als Momentaufnahme betrachtet und mit Vorsicht interpretiert werden. Die Frage, ob und in welchem Umfange das Ernährungsmuster das kardiovaskuläre Risikoprofil beeinflussen kann, lässt sich mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft nicht abschließen beantworten.

verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle[5] am 25. April 2017 um 06:28

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