Sugarfree-Trend: Wie sich eine zuckerfreie Ernährung auf den Körper auswirkt - Wissenschaft
Anhänger des Sugarfree-Trens sind überzeugt, in einer zuckerfreien Ernährung einen Jungbrunnen, eine Quelle für Schönheit gefunden zu haben. Strahlende Haut, Gewichtsverlust, weniger Falten, bessere Konzentrationsfähigkeit - das versprechen viele Blogger ihren Followern, sollte sich diese dazu entschließen ganz auf Zucker zu verzichten. Unter dem Hashtag "Sugarfree" verbreiten sie im Netz ihren Ernährungsstil.
Frischkäse statt Marmelade, Erythrit statt gewöhnlichem Haushaltszucker und Schokolade ist natürlich ein No-Go. Aber bringt der Verzicht auf Zucker wirklich so viel? Die 48-jährige Moderatorin Anastasia Zampounidis ist zumindest überzeugt: "Es war ein neues Leben", als sie vor zehn Jahren auf eine zuckerfreie Ernährung umstieg, sagte sie in einer Talkshow. Vorher sei sie eine Abhängige gewesen, erklärte sie außerdem. Dass man der Moderatorin ihr Alter kaum ansehen könnte, begründeten viele, auch Frauenmagazine, in ihrer zuckerfreien Ernährung.
Zucker ist vor allem für dicke Menschen ungesund
Allerdings stellt sich die Frage, ob ihr jugendliches Aussehen wirklich auf den Zuckerverzicht zurückzuführen ist. Der Endokrinologe Andreas Pfeiffer[1] vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung meint dazu: "Zucker ist nicht übermäßig gesund, und wenn wir davon viel essen, hat er negative Wirkungen für den Stoffwechsel. Aber Daten zu Wirkungen für die Schönheit gibt es nicht."
"Zucker weglassen hat im Wesentlichen den Effekt, dass man weniger dick wird, wenn man zum Dicksein neigt", erklärt Pfeiffer. Bei gesunden Schlanken sei eine schädliche Wirkung sehr schwer nachzuweisen, aber negative Folgen von Zucker beträfen vor allem bereits dicke Menschen. Zu Dosis und Wirkung von Zucker gibt es allgemein wenige Daten, Versuche an Mäusen sind außerdem nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar.
So bleiben Sie schlank
Die ersten ein bis zwei Wochen ohne Zigaretten sind oft besonders hart. Aus Frustration greifen Ex-Raucher gerne zu Süßigkeiten. Man kann sich aber auch mit vielen anderen Belohnungen bei Laune halten (Kino, Treffen mit Freunden, Einkaufsbummel).
Schon kleine Aktivitäten im Alltag helfen: öfter mal Treppen statt den Aufzug benutzen, mit dem Rad fahren, statt das Auto zu nehmen. Bei der Wahl einer Sportart sollte man sich von dem leiten lassen, was Spaß macht.
Wer direkt vor den Mahlzeiten viel Wasser oder Tee trinkt, kann dadurch den Appetit zügeln. Man wird auch schneller satt, wenn man lange kaut und sich viel Zeit beim Essen lässt. Auf dem Speiseplan sollte wenig Fettreiches, dafür viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte stehen.
Süßes Die Versuchung ist nicht so groß, wenn man „Dickmacher“ wie Limonade, Chips oder Kekse erst gar nicht im Haus hat. Bei Heißhungerattacken hilft es, Rohkost zu knabbern (Karotten, Gurken, Paprika). Auch Ablenkung hilft. (angs)
Anhänger des Sugarfree-Trends verzichten auf Industriezucker und Fertigprodukte
Eine ganz strikte zuckerfreie Ernährung würde vorsehen, dass auch auf Kohlenhydrate und Produkte, die von Natur aus Zucker enthalten – Obst, Gemüse und Milch – verzichtet wird. Demnach beinhaltet der #Sugarfree-Trend eher den Verzicht auf Industriezucker und Fertigprodukte, die Zucker zum Beispiel in Form von Glukose-Fruktose-Sirup enthalten.
Die Ernährungswissenschaftlerin Gabriele Kaufmann vom Bundeszentrum für Ernährung setzt eher auf die Frage der Menge: "Es gibt keine falschen Lebensmittel, nur einen falschen Umgang damit". Das kommt zu viel und zu einseitigem Essen gleich. Kaufmann warnt sogar, aus dem Takt geraten könne der Stoffwechsel gerade durch Ernährungsumstellungen ohne professionellen Rat. Für sie ist klar: "Komplett zuckerfrei muss nicht sein."
Sugarfree: Vorsicht bei der Kombination von Zucker und Fett in Gebäck
Diese Meinung teilt Robert Lustig von der University of California wohl kaum. Der Mediziner warf der US-Lebensmittelindustrie schon vor Jahren vor, "Gift" in Form von Zuckersirup aus Mais, der viel stoffwechselungünstige Fruktose enthält, im Essen zu verstecken. Dieses Süßungsmittel ist billig und stecke in Limos, Brot und Fertigessen. Als Hauptnahrungsmittel sieht Lustig es als Ursache für Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes in den USA.
Pfeiffer erklärt, dass Lustig von einem sehr hohen Zuckerkonsum ausgehe. Unabhängig davon, dass der Mais-Sirup in Deutschland bisher nicht verarbeitet wird, ist für ihn vielmehr die Kombination aus Zucker und Fett in Gebäck "ziemlich toxisch". Und natürlich seien zu viele zu süße, attraktive Produkte auf dem Markt, allen voran Limonaden. "Das ist ein Riesenproblem. Die Leute essen einfach ziemlich ungesund", sagt Pfeiffer. Zucker ein Suchtmittel zu nennen, findet er aber problematisch. Starkes Verlangen danach sieht er in Psyche und erlernten Gewohnheiten verwurzelt. Das fängt schon im Kindesalter an. Demnach stellt sich weniger die Frage, komplett auf Zucker zu verzichten, sondern im richtigen Maß und Umgang für Groß und Klein eine ausgewogene Ernährung zu definieren. AZ, dpa
Von "zero" bis "light": Dafür stehen die Bezeichnungen[2]
Eine glutenfreie Ernährung ist ohne Unverträglichkeit sinnlos[3]
Diabetes: Leben mit der Zucker-Krankheit[4]
Quelle:
www.augsburger-allgemeine.deFußnoten:
- ^ Andreas Pfeiffer (www.augsburger-allgemeine.de)
- ^ Von "zero" bis "light": Dafür stehen die Bezeichnungen (www.augsburger-allgemeine.de)
- ^ Eine glutenfreie Ernährung ist ohne Unverträglichkeit sinnlos (www.augsburger-allgemeine.de)
- ^ Diabetes: Leben mit der Zucker-Krankheit (www.augsburger-allgemeine.de)
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