Bei Food-Apps hat sich was getan

Kürzlich musste ich bei der Lektüre unserer Zeitung schmunzeln. Ein junger Kollege klagte über unsere Smartphone-Abhängigkeit. Statt uns Nutzern die Hoheit des eigenen Handelns zu überlassen, sollen lieber die Konzerne in die Pflicht genommen werden, vor ihren digitalen Suchtmachern zu warnen. Ein paar Seiten weiter merkte die Kolumne im Wirtschaftsteil an, dass die Macht der Digital-Konzerne überschätzt sei: Die wirklichen Global-Player seien die Lebensmittelkonzerne.

Bilder: Die Essen der Stars auf Instagram[1]

Darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Richtig spannend wird es, wenn Lebensmittelbranche auf das Silicon Valley trifft. Das fiel mir auf, als ich kürzlich Hunger hatte. Was sich in den letzten zwölf Monaten unbemerkt im Bereich der Food-Apps getan hat, beeindruckt mich.

Mehr als Instagram, Blogs und Lieferdienste

Es gibt mehr als Foodblogs, Instagram, Tische-Reservieren über Opentable oder die Möglichkeit, beim Lieferdienst um die Ecke per App zu bestellen. Ich wollte beim Mexikaner im Hafen, der nur 200 Meter von mir entfernt ist, meinen Lieblings-Burrito bestellen, aber da kam eine Mitteilung von der "Freeletics Nutrition App" dazwischen: Es sei jetzt Zeit für mein Quinoa-Müsli.

Diese App übernimmt meinen Ernährungsplan und erzieht mich zu gesundem Essen. Ich gebe ein Ziel ein – in diesem Fall abnehmen – und schon wird mir ein Essensplan inklusive Rezepten und Einkaufsliste vorgeschlagen. Wer es weniger streng mag, kann die App "My Fitness Pal" nutzen. Hier notiert man die Kalorien seiner Nahrung und behält den Überblick. Andere Apps wie "ResQ" haben das Überangebot an Essen erkannt und den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung aufgenommen. Restaurants dürfen übriggebliebene Lebensmittel in Deutschland nicht verschenken, aber günstiger verkaufen. Also bieten sie die auf "ResQ" an, und am Abend kann ich mir Übergebliebenes kaufen – deutlich günstiger.

"Uber Eats" transportiert Sushirollen

Das Smartphone bestimmt inzwischen die Essgewohnheiten vieler. Das will sich selbst die umstrittene Taxialternative Uber nicht entgehen lassen. In den USA gibt es bereits den "Uber Eats"-Lieferdienst. Statt Fahrgäste werden Sushirollen oder Nudeln transportiert. Künftig sollen fertig gekochte Gerichte ohne Bestellung transportiert werden, da man dank der mächtigen Algorithmen zu Essgewohnheiten schon voraussagen kann, welche Gerichte in welchem Stadtteil benötigt werden. Der Fahrer muss nur noch halten und das Gericht hochbringen.

In dem ganzen Angebotswahn ist mir der Hunger verflogen. Wenigstens konnten mir so die Kilobyte nicht auf die Hüfte gehen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de[2]

Fußnoten:

  1. ^ Bilder: Die Essen der Stars auf Instagram (www.rp-online.de)
  2. ^ kolumne@rheinische-post.de (www.rp-online.de)

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