Red Hot Chili Peppers versprühten am Paléo Festival wenig "Spirit"
Das Konzert endete fünf Minuten zu früh - mehr verlangte das Publikum auch nicht, die Besucher strömten um 0.55 Uhr in Scharen in Richtung Ausgang und der anderen Bühnen. "Yeah Switzerland feel the spirit", hatte der Bassist Flea dem Publikum zu Beginn um 23.30 Uhr noch zugerufen.
Die ersten Hits wie "Can't Stop" und "Snow (Hey Oh)" vermochten die mehreren zehntausend Besucher vor der grossen Bühne noch mit zu reissen. Auch danach flackerten die Bilder auf den vier kleinen Video-Kreisen und der einen grossen runden Leinwand im Bühnenbild munter weiter.
Die grossen Headliner der 42. Ausgabe des Paléo Festival hatten im Vorfeld viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Paléo musste lange auf die in der Romandie nur unter dem Namen "Les Red Hot" bekannte Band warten. Seit Jahren hatten sie es versucht, sagte Programmdirektor Jacques Monnier im März bei der Ankündigung des Festivalprogrammes.
"Thank you so much, we are honored to play here", rief Sänger Anthony Kiedis bei einer der seltenen Interaktionen mit dem Publikum auf der Asse-Ebene zu. Diesen Eindruck der Ehrerbietung hatten aber viele nicht.
Die schon in die Jahre gekommenen Protagonisten zeigten zwar eine nach wie vor energiegeladene Darbietung, Kiedis sprang auf der Bühne herum und Flea stand kein einziges Mal still. Dennoch wirkte die Show eher wie ein mit viel Routine abgespultes Programm.
Kurz nach Mitternacht kam mit dem Welthit "Californication" nochmals Stimmung auf, tausende Zuschauer sangen mit. Um 00.30 Uhr mussten das Publikum mit "Suck my Kiss" und dem basslastigen "By the way" schon beinahe wieder geweckt werden.
Musikalisch überzeugte neben Bassist Flea vor allem der Gitarrist Josh Klinghoffer. Den beschworenen "spirit" fühlten aber nicht mehr viele. Kein Vergleich zum französischsprachigen Superstar Stromae, der bei seinem Konzert vor drei Jahren ebenfalls eine perfekt orchestrierte Bühenshow gezeigt hatte, das Publikum aber bis zum Schluss in seinen Bann zog.
Bassist Flea gab während des Konzerts noch zum Besten, was ihm bei "Switzerland" stets einfalle: Ein Abführmittel namens Swiss Kriss, das Jazzlegende Louis Armstrong täglich benutzt habe und von dem er gesponsert worden sei. Vermutlich war es gut, dass der Grossteil des Publikums das nicht verstanden hatte.
Nach "Give it away" um 00.50 Uhr verliessen die Kalifornier die Bühne, ohne dass noch eine Zugabe verlangt worden wäre. Viele der Zuschauer hatten sich bereits auf den Heimweg gemacht und für erstaunlich viel Platz vor der grossen Bühne gesorgt. Vielleicht hat das Paléo Festival zu lange auf die Kalifornier gewartet.
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