Was macht Kohlensäure mit unserem Körper?
Wasser ohne Bläschen? Das ist den meisten zu öde. Sprudeln, prickeln, kribbeln soll es im Mund. Dafür sorgt die im Wasser enthaltene Kohlensäure, die eigentlich gar keine ist und jetzt auch noch in Verdacht steht, den Trinkenden dick zu machen. Aber der Reihe nach.
Eine Mehrheit der Deutschen mag es am liebsten „medium“, also mit wenig Blubber, wie der Verband Deutscher Mineralbrunnen mitteilt. Von den 11,3 Milliarden Litern Heil- und Mineralwasser, die 2016 in der Bundesrepublik verkauft worden sind, sprudelten 5 Milliarden Liter ein bisschen und 4,3 Milliarden Liter ordentlich. Von stillem Wasser wurden lediglich 1,8 Milliarden Liter abgefüllt, es kämpft sich damit aber aus einem Nischendasein: Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von zehn Prozent.
„Sprudel macht dick“
Als die ersten Forscher daran tüftelten, wie sie Kohlensäure ins Trinkwasser bekommen, hatten sie indes alles andere als den Gaumenkitzel des Verbrauchers im Sinn. Mitte des 18. Jahrhunderts war die Haltbarkeit von Lebensmitteln und eben auch von gelagertem Trinkwasser noch ein Problem. Die britischen Chemiker Thomas Henry und Joseph Priestley fanden schließlich nach 1770 unabhängig voneinander eine Methode, um Wasser künstlich mit Kohlensäure zu versetzen und es so zu konservieren. Angesichts moderner Kühltechnik ist das heute obsolet, doch die Lust am Prickeln ist geblieben. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung[1] (DGE) empfiehlt sowohl Trink- als auch Mineralwasser als ideale Durstlöscher. „Ob und wie viel Kohlensäure darin enthalten ist, ist reine Geschmacksache und hat keine gesundheitlichen Auswirkungen“, sagt Pressesprecherin Antje Gahl.
Ist dem wirklich so? Biologen der palästinensischen Universität Bir Zait haben untersucht, wie sich Mineralwasser mit und ohne Kohlensäure auf unser Essverhalten auswirkt. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt im Obesity Research and Clinical Practice Journal publiziert und führten in zahlreichen Medien zur Schlagzeile „Mineralwasser mit Kohlensäure macht dick“. Die Erklärung der Studienautoren: Die Kohlensäure weitet den Magen, es entsteht Druck auf die Zellen, die für die Produktion des den Appetit anregenden Hormons Ghrelin zuständig sind. Mehr davon wird ausgeschüttet. Wir werden hungriger und essen mehr.
Nicht nur hungrig, sondern auch glücklich
Tatsächlich hat eine Studie italienischer Wissenschaftler bereits 2011 eine ähnliche Wirkung gezeigt. „Das Geschehen ist allerdings wesentlich komplexer, als es mit diesen Studien suggeriert wird“, sagt René Csuk, Professor für Organische Chemie an der Universität Halle-Wittenberg[2]. „Wir wissen, dass der Ghrelinspiegel gestiegen ist, wenn karbonisiertes Wasser verwendet wurde, und sicher ist auch, dass die Probanden, die das Wasser mit Kohlensäure getrunken haben, danach mehr Nahrung aufnahmen.“ Daraus jedoch zu schließen, dass dünn bleibe, wer auf Sprudelwasser verzichte, sei zu kurz gegriffen. Grhelin sei schließlich nur eines von vielen Hormonen, die an der Appetitregulation beteiligt sind.
Quelle:
www.faz.netFußnoten:
- ^ Deutsche Gesellschaft für Ernährung (www.faz.net)
- ^ Universität Halle-Wittenberg (www.faz.net)
- ^ Nächste Seite (www.faz.net)
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