Mehrfach ungesättigte Fettsäuren können hormonelle Appetitregulation steuern | DEBInet Ernährungsblog
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle[2], Redaktion: Dr. Bertil Kluthe[3]
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 25. Juli 2017
Eine Ernährung mit viel fettreichem Fisch, Nüssen, Raps- oder Leinsamenöl und anderen Lebensmitteln, die viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten, stimuliert sättigende Hormone und hemmt zugleich appetitsteigernde Hormone. Im Idealfall könnte dies Menschen, die abnehmen möchten, in ihrem Vorhaben unterstützen.
Bestimmte Hormone unseres Körpers sind an der Regulation von Hunger und Sättigung beteiligt. Beispielsweise verstärkt das Hormon Ghrelin, das in der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse produziert wird, das Hungergefühl. Das Peptid YY (kurz PYY) stammt ebenfalls aus der Bauchspeicheldrüse, im Gegensatz zu Ghrelin fördert dieses Hormon jedoch die Sättigung.
Bislang ist noch nicht vollständig bekannt, inwieweit die Auswahl von Lebensmitteln und damit die Nährstoffzusammensetzung der Nahrung Einfluss auf die hormonelle Regulation von Hunger und Sättigung nehmen. Daher haben Wissenschaftler der Universität von Georgia untersucht, welchen Einfluss eine Ernährung mit reichlich mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf die hormonelle Steuerung von Hunger und Sättigung sowie das subjektive Sättigungsgefühl hat.
An der Studie nahmen insgesamt 26 normalgewichtige Erwachsene im Alter von 18 bis 35 Jahren teil. Alle Mahlzeiten während der Studie wurden vom Studienzentrum zur Verfügung gestellt. Zunächst erhielten die Probanden über drei Tage dieselbe Kost (sogenannte Auswaschphase). Anschließend wurde sie nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen verteilt (randomisiert). Die Interventionsgruppe erhielt während der folgenden Woche Mahlzeiten, die viele mehrfach gesättigte Fettsäuren (beispielsweise in Lachs, Thunfisch, Walnüssen, Leinsamen-, Traubenkern-, Raps- und Fischöl) enthielt. Die Kontrolldiät hatte einen vergleichbaren Energiegehalt und denselben Fettgehalt wie die Interventionsdiät, enthielt aber lediglich 7 Prozent mehrfach ungesättigte Fette, während der Anteil in der Interventionsgruppe 21 Prozent betrug.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass der Verzehr von vielen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Interventionsgruppe) mit einem Anstieg des sättigenden Hormons PYY im Blut einherging, während die Konzentration des Hunger steigernden Ghrelins abnahm. Interessanterweise war der Anstieg von PYY nicht nur nach dem Verzehr einer Mahlzeit, sondern auch im Nüchternzustand nachweisbar. Daher gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich die Appetitkontrolle durch die hohe Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren in der Interventionsgruppe verbessert hat. „Appetit-regulierende Hormone spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Nahrungsaufnahme“, erläutert Studienleiter Dr. Jamie A. Cooper von der Universität Georgia. „Diese Ergebnisse sagen uns, dass der Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohem Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Walnüssen die Appetithormone günstig ändern kann, damit wir länger satt sind.“ Allerdings bestand in der aktuellen Studie kein Unterschied zwischen beiden Gruppen hinsichtlich des subjektiven (selbst berichteten) Sättigungsgefühls der Probanden.
Zu den Schwächen der Studie zählt die geringe Anzahl untersuchter Probanden. Außerdem erhielt jeder Proband nur eine der beiden Diäten. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass Faktoren, die bei der Randomisierung nicht berücksichtigt wurden, die Studienergebnisse verfälscht haben. Es ist nicht bekannt, welche Nahrungsbestandteile genau zur Änderung der Appetitregulation beigetragen haben. Sind beispielsweise alle Quellen für mehrfach ungesättigte Fettsäuren gleichermaßen beteiligt oder gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Nahrungsmitteln? Die Studie dauerte lediglich eine Woche, sodass langfristige Veränderungen nicht untersucht werden konnten. Bei der Interpretation der Ergebnisse sollte berücksichtigt werden, dass die Studie von der Kalifornischen Walnuss-Kommission unterstützt wurde, wenngleich alle Beteiligten betonen, dass die Kommission keinen Einfluss auf die Forscher selbst, das Studiendesign, die Interpretation der Daten und den Inhalt des resultierenden Artikels hatte.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle[5] am 25. Juli 2017 um 06:17
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